Sonntag, 1. Juli 2018

Über diesen webblog - eine kurze Orientierung

"Die Forderung Johannes' XXIII. nach einem 'Aggiornamento' der katholischen Kirche hat folgenschwere Mißverständnisse ausgelöst. Man hat das Wort mit 'Anpassung' übersetzt und als verspätetes Modernismusprogramm verstanden. Der Papst dachte an eine Christianisierung der modernen Welt durch eine aus ihren Ursprüngen wieder einmal erneuerte Kirche. Wir wissen alle, was statt dessen (...) geschah: die ratenweise Kapitulation vor dem irrationalen Konformitätsdruck der modernen westlichen Zivilisation, vor ihren wesentlichen Denk- und Lebensformen: der wissenschaftlichen Hypothese, dem Funktionalismus, dem Warentausch und dem Experiment".
Robert Spaemann | Einsprüche. Christliche Reden | Einsiedeln 1977 | 7

Grüß Gott!

Sie sind auf dem blog eines "katholischen Traditionalisten" gelandet. Viel Spaß!

Oder sagen wir mal: Als Spaemann seine Einrede zu den Folgen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) formulierte, war ich sieben Jahre alt und saß womöglich gerade im Vorbereitungskurs zur Erstkommunion in meiner Pfarrgemeinde. Nochmals rund sieben Jahre später entdeckte ich die "tridentinische Messe", damals noch in einer dieser halb- bis illegalen underground-Kapellen, in denen jene Meßfeier überlebte, welche zwischenzeitlich als die "außerordentliche Form des römischen Ritus" auch innerhalb der Kirche wieder ihren Platz gefunden hat. Letzteres ist eine gute Entwicklung - was aber nicht darüber hinweg täuschen kann, dass ich andere Entwicklungen innerhalb der katholischen Kirche (zumindest in der westlichen Hemisphäre) sehr kritisch sehe. Das Wort Spaemanns eröffnet diese kurze Orientierung nicht von ungefähr.

Wie ging es weiter? Einige Jahre verbrachte ich auf einem Gymnasium der katholischen Tradition - eine prägende Zeit, auf die ich sehr dankbar zurückblicke. Sie war vielleicht nicht prägend genug (oder aber zu einschnürend?), um mich danach vor einem schleichenden, aber letztlich totalen Absturz in den Geist jener Welt zu bewahren, die nicht die gute Welt der Schöpfung und Ordnung Gottes ist, sondern die Welt einer vermeintlich autonomen Selbstverwirklichung unter Auflösung vieler sittlicher Bindungen. Und - öffnet man einem Abergeist die Tür, bringt der noch sieben andere mit (vgl. Lk 11, 26). Die errungene Freiheit bezahlte ich an jenem Tag, an dem mir mein Leben um die Ohren flog und ein Haufen Scherben übrig blieb. Nach einiger Zeit konnte ich darin einen Fingerzeig Gottes sehen. Seither versuche ich, diese Scherben - mit seiner Hilfe - wieder zusammen zu kitten. Und irgendwann hatte ich den Eindruck, dass mir erst die Krise eine Ahnung von den Herausforderungen des Glaubens und der Not des Vertrauens vermitteln konnte. In jedem Scheitern liegt ein Samenkorn der Gnade. Gestern wie heute.

Aus all den bisherigen Erfahrung habe ich gelernt, dass es - für mich allemal - am besten ist, sich an den Weisungen Gottes in der Interpretation der Kirche zu orientieren und mich zu bemühen, danach zu leben. Natürlich reibe auch ich mich zuweilen an den damit verbundenen Grenzziehungen; meine bewußte Rückbindung an die Kirche ist jedoch, das darf ich versichern, kein spirituelles Stockholm-Syndrom. Was wären denn die Alternativen? Sicher nicht erneut die autonome Freiheit des Individuums, deren Horizont über das Ego selten weiter hinausreicht und deren "Moral" in Form einer Situationsethik verdächtig oft etwas zu sehr auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt ist! Im Gegensatz dazu befreit mich das Dogma von der spießigen Enge fragwürdiger Vorlieben und regt überdies an, den Blick in eine andere Welt zu werfen, die weiter ist, als mein Auge reicht. Es gibt sie.

All das klingt vielleicht etwas vermessen, als würde ich glauben, nach irgendeinem womöglich ohenhin etwas hochgejazzten Knick dank vermeintlich umfänglicher Erfahrung die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und aller Alltäglichkeit, allen Anfechtungen enthoben zu sein. Dem ist keineswegs so. "Denke daran, bevor du ins gelobte Land einziehst, musst du das Rote Meer und die Wüste durchqueren" sagte einmal der hl. Johannes Bosco. Ich bin auf dem Weg. Manchmal verlaufe ich mich. Damit sei genug von mir erzählt; ich habe meinen Platz im kath'holon der Kirche, und diese ist weit genug, dass der eine so und der andere anders tickt: ein gemeinsames Haus, viele verschiedene Bewohner (Gott sei Dank!).

Von all dem und manch anderem soll diese Seite erzählen  - und zwar in einer Gestalt, die etwas stringenter geraten soll, als dies bei meiner bisherigen Bloggerei der Fall war. Es geht mir dabei nicht in erster Linie um beständige Konfrontation von Glaube und Zeitgeist; dazu fehlen mir Zeit, Muse und wohl auch eine gewisse intellektuelle Brillanz, von den Nerven ganz zu schweigen. Ohnehin wendet sich Pro Spe Salutis eher an bereits katholische Leser. Wer aus anderen Traditionen, Richtungen und Weltanschauungen hier vorbeischaut, sehe sich aber herzlich Willkommen!
  • Ich will natürlich den bezeugen, dem ich glaube und vertraue.
  • Mir geht es ferner einerseits um die Betonung einer katholischen Haltung zur Welt, die uns im Guten wie im Bösen umgibt und in der wir uns bewegen, und um katholische Lebenswerte, die längst nicht so verschmockt sind, wie oft angenommen. Dass sie gerade auch in den Kreisen der katholischen Tradition manchmal wie sauer Bier angeboten werden, steht freilich auf einem anderen Blatt, und auch auf diese katholische "Traditionsszene" soll ab und an ein kritischer Blick geworden werden. 
  • Geistliche Überlegungen, oft mit liturgischem Hintergrund, werden auch mit dabei sein; hierbei werden Leser, die diese Seite in ihrer vorherigen Form kennen, natürlich mit Odo Casel OSB - mystagogus mihi et pater - auf einen alten Bekannten treffen. 
  • Ein weiteres Anliegen sind mir die katholischen Literaten des 20. Jahrhunderts, zum Beispiel Reinhold Schneider, Gertrud von Le Fort, Ida Friederike Görres, Georges Bernanos oder auch, ins Priesterliche gewendet, Romano Guardini. Während deren Zeitgenossen aus der angelsächsischen Welt (etwa Chesterton) unter konservativen Katholiken derzeit eine - wenngleich überschaubare - Renaissance erleben, drohen die einstmals vielgelesenen und vieldiskutierten Erstgenannten im Vergessen zu verschwinden. Dem will ich ein wenig entgegen steuern. 
  • Und generell schreibe ich gerne über das, was ich selbst gerade lese: so sind auch Buchbesprechungen beabsichtigt. 
Das ist Programm genug; was sich am Ende realisieren lässt, wird sich erst noch zeigen müssen:
Gott befohlen!

6 Kommentare:

Anni Freiburgbärin von Huflattich hat gesagt…

Grüß Gott, Herr katholischer Traditionalist,

wir freuen uns wieder etwas von dem Herrn Pro Spe Salutis zu hören und die Ausblicke auf hochinteresante Themen verheißen Gutes.

Bis denn'ne

dilettantus in interrete hat gesagt…

Na dann mal wieder los!

Thomas

Bellfrell hat gesagt…

Buona sera!
Endlich wieder ein Lebenszeichen!Freu mich schon auf weitere Postings!

Cicero hat gesagt…

Willkommen zurück!

martina hat gesagt…

Na ja, endlich wieder los! Ich freu mich sehr!!!!
Ave Maria e avanti!

Brettenbacher hat gesagt…

Aaah, da ist er ja wieder !
Man hat sich Sorgen gemacht am Fuße des Hünersedel, vom Mangel gequält.

Das Vorherige war nun gewiß keine "Bloggerei". Und wir haben es schmerzlich vermißt. Aber das Angekündigte klingt fast schon verführerisch.